Die Fische

Sampierolo (Leuciscus lapacinus): Eine Fischart, die nur im See S. Croce vorkommt. (foto I. Fossa)

     Von den Fischen ausgehend können wir diese faszinierende Reise, in das Reich der Tiere beginnen. Durch die Anwesenheit vieler Seen, unter ihnen der See Santa Croce, ist die Fischwelt sehr reichhaltig. Unter den zahlreichen Arten lebt wohl die interessanteste und einmaligste in diesem Talbecken, es ist der Sampierolo (Leuciscus lapacinus).
     
Von den Einheimischen wird er „sanpieròl“ genannt; da es leichter ist, ihn gegen Ende Juni, am Heiligen Petrus Tag, zu fischen. Er liebt die tiefen Gewässer, ist dem Döbel ähnlich und war einstmals sehr reichlich vorhanden, während heute im See wenige Exemplare zu finden sind. Eine der merkwürdigsten Arten ist die Flusslamprete (Lethenteron zanandreai), ein primitiver Fisch mit einem knorpeligen Skelett (Klasse Zyklostome – Rundmäuler) und mit einem Saugnapfmaul ohne Kiefer. Die Lamprete lebt im Fluss Piave und auch im Bach Rai. Der ausgewachsene Fisch ernährt sich als Parasit von anderen Fischen, indem er ihnen das Blut aussaugt. Von schlangenförmiger Ansicht ist auch der Aal (Anguilla anguilla); einst schwamm er die großen Flüsse wie den Piave aufwärts, um die Bäche in den Bergen zu erreichen.
     Heute ist der Aal fast ausgestorben, vor allem wegen der Hindernisse (wie Staudämme und Talsperren), die der Mensch längs seines Aufstieges errichtet hat. Auch der Stichling (Gasterosteus aculeatus), der im See von Alleghe vorkommt, ist interessant. Er ist der einzige einheimische Fisch, der für sein charakteristisches rundes Nest bekannt ist. Er baut es aus Pflanzenteilen, die er mit einer zähflüssigen Sekretion verbindet. Das Nest verteidigt er dann mit großer Aggressivität vor den Eindringlingen. Der Stichling erhält seinen Namen von den drei grätenförmigen Strahlen, die vereinzelt auf dem Rücken stehen. Zum Schluss der Hecht (Esox lucius); er ist ein großer Raubfisch, der in langsam fließenden Seen und Flüssen lebt. Er hat die charakteristische Form eines Torpedos und einen platten Kopf mit einem Maul, das dem einer Gans ähnlich sieht. Er kann über einen Meter lang werden und ein Gewicht von über 20 kg erreichen.

Die Morphologie der Fische
     In der Provinz von Belluno leben nur Süßwasserfische. Es sind alles Wirbeltiere, die mit einem Knochenskelett (osteitti) und mit einem Kiefer (gnatostomi) ausgerüstet sind. Die einzige Ausnahme ist die Lamprete, die ein knorpeliges Skelett (condroitti) und ein Rundmaul (ciclostomi), ähnlich einem Saugnapf (agnati), besitzt.
     Die Haut ist mit Schuppen bedeckt. Die Seiten und der Bauch schillern silbern von den anwesenden cristalli di guanina, während ihre Farbe von eigenartigen Zellen Chromatophoren, die verschiedene Pigmente enthalten, hervorgerufen wird.
     Zwei Paar Bauchflossen geben dem Körper das Gleichgewicht; sie entsprechen den Gliedern der höheren Tiere (Brustgürtel und Beckengürtel). Während der Schwanz und das Körperende die Richtungsfähigkeit und die Antriebskraft bestimmen, sind die ungleichen Flossen, die Rücken- und die Analflossen, Stabilisierungsflossen.
     Die hydrodynamische Form und die hochentwickelten Muskeln dienen der Bewegung. Diese kann in einer Umwelt, die dicker als die Luft ist, extrem schnell sein.
     Unter den inneren Organen der Fische finden wir eine besondere Blase, die Schwimmblase. Sie enthält eine Gasmischung, die wahrscheinlich eine hydrostatische Funktion ausübt.
     Die Fische atmen durch die Kiemen, die von vier Kiemenbogen gehalten werden. Auf der Höhe der Kiemen ergibt sich der Gaswechsel zwischen Blut und Wasser: dabei wird der in ihnen aufgelöste Sauerstoff aufgenommen und der Stickstoff abgegeben.
     Die verschiedene Form des Maules, der Lippen und der Zähne hängen von der jeweiligen Diät und der Art der Ernährungsaufnahme ab. Der Geruchssinn ist sehr entwickelt, die Sehkraft ist relativ kurz, während der Tastsinn durch Nervenenden gesichert ist, die mit über den Körper verteilten Sinneszellen verbunden sind.
     Die Fische der Provinz Belluno sind eierlegend; die Laichzeit der Forelle und Felchen ist der Winter, alle anderen Fische legen ihre Eier in der Sommerzeit.